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Creeping 29C3

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Beim 29C3 werden rote, gelbe und grüne Karten verteilt, um Personen ein kurzes Feedback zu ihrem Verhalten zu geben, ohne längliche Diskussionen führen zu müssen. Das ist emotional in vielen Fällen nämlich nicht zu leisten.

Das Konzept wurde von vielen leider nicht als Verbesserungsvorschlag respektiert, sondern als vermeintlich bloße Trollerei ausgemacht. Das gibt diskriminierenden Verhaltensweisen vermeintlich eine Rechtfertigung.

Creeper Cards trollen vielleicht. Sexistische und andere übergriffige Verhaltensweisen werden markiert und diskutiert. Aber hier läuft was falsch: wer glaubt, sich dagegen wehren zu müssen oder gar selber sexistisch sich zu äußeren, trollt jedoch nicht. Sowas nennt man Mobbing.

Vielleicht fühlen die Leute sich als Sexisten beschimpft, wenn sie so eine Karte bekommen. Das ist verständlich, aber nicht so gemeint. Es kommt oft leider so rüber: „du bist ein Sexist“, anstatt „dein Verhalten empfinde ich als sexistisch“ (siehe auch dieses Video zu Rassismus).

Ray hätte es besser sein gelassen, sich über die Creeper Cards lustig zu machen. Ich weiß nicht, wie die Frauen auf der Bühne sich gefühlt haben, aber ich fühle mich bereits als weniger deutlich männlicher Typ von seinem Verhalten bedrängt.

Klar unterscheiden wir nicht wertemäßig zwischen Männern und Frauen. Aber sich provokant auf eine laufende Debatte zu beziehen, die nicht Thema der Jeopardy ist und sein sollte, ist unangemessen.

Fail war auch, die er/sie-Verwechslung in einer der Antworten. Aber das haben Ray und Sec ja selbst bemerkt. Ich hoffe, dass wenn die beiden nächstes Jahr wieder Hacker Jeopardy machen, dass sie irgendwie mit dem Vorfall gestern umgehen.

Der Programmpunkt ist sehr beliebt in der Community und hat genauso prägenden Charakter wie die Keynote. Aber wenn das zu sehr in Richtung „the same procedure as last year“ geht, verhärten sich In-Group-Tendenzen in der Community. Und das wollen wir mit dem Congress gerade nicht.

Gender ist spannender als die zugespitzte Debatte. Die kommt nur daher, dass das Thema irgendwie herausgehalten wird. Bewusst oder unbewusst.

Ein Vortrag über Gender und Informatik wurde gehalten. Ich denke, der war zu akademisch, wie eine Pilosophievorlesung. Das wirkt erstmal herablassend. Ich hoffe aber, dass Autodidakten wie die unserer Szene sich da reindenken können.

Gerade hatte ich ein eskaliertes Gespräch am Essenstisch, den ich protestierend verlassen habe, weil ich mich überfordert fühle. Die ständige Rechtfertigung dafür, das Thema anzuschneiden, ist zehrend. Immer wieder fange ich von vorne an und höre Dinge wie „lass doch mal alle Fünfe gerade sein“. Das werde ich nicht.

Wenn ihr den Kram kompliziert oder irgendwie unnötig findet, dann lasst die Leute doch bitte damit in Ruhe. Ihr könnt das respektvoll beiseite lassen und wenn euch das Thema doch mal interessiert, offen damit umgehen. Aber bitte lasst die Unterstellung bleiben, dass das alles unrelevant sei.

Unrelevant, für wen eigentlich? Für Hacker? Für die Chaosfamilie? Für Technikaffine? Unrelevant ist ein Beitrag, der an der Debatte vorbeizielt. Die ganze Debatte kann nicht unrelevant werden, solange sich Leute dafür interessieren.

Creeper Cards sind ein ein gescheiterter Ansatz, wenn die Leute, die sie eingeführt haben, das so ansehen. Und wenn die das nochmal (anders) machen wollen, dann sollen sie ruhig.

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