Alle Jahre wieder … DMCA

Aus dem debug-newsfeed

Drucker kennen das Problem, Graphiker kennen das Problem. Es fehlt immer eine Schrift. Du hast einen Flyer gemacht, Willst ihn Drucken und hops, die Druckerei hat die Fonts nicht, der Flyer geht zu spät in Druck, die Party fällt ins Wasser. Gegenmittel. Fonts immer embedden, das heisst in die Dokumente die die Graphik haben, gleich enschliessen. Praktisch, einfach, safe. Damit aber kopiert man natürlich den Font gleich mit in das Dokuent, und für die Möglichkeit, dass ein Font das eigentlich nicht will weil sein Erbauer meint, das fördere die Kultur von Fontpiraterie oder so, es gibt Bits im Font, die diese Möglichkeit ein oder ausstellen können.

Tom 7 ist, neben seinem Studium, begeisterter User von Fontographer und logischerweise Entwickler eigener Truetype Fonts. Da Fontographer per default die frisch entwickelten Schriftschnitte erst man so einstellt, dass man sie nicht in ein Dokument embedden kann, stand er irgendwann vor der Aufgabe alle Fonts die er bislang entwickelt hatte nochmal zu öffnen, das Bit auf 0 zu stellen, das das Embedden ermöglicht, alles wieder zu sichern usw. Klar, sowas muss automatisiert werden. Und so schrieb er ein Programm Namens "embed" und veröffentlichte es als Open Source und Public Domain.

Und nun ist er dank des Digital Millenium Copyright Act von den Anwälten der Agfa Monotype Corporation den International Typeface Corporation aufgefordert worden sein Program aus dem Netz zu nehmen, da es gegen die Klausel der Kopierschutz Umgehung des DMCA verstösst (wofür andere schon ins Gefängnis gewandert sind). Nicht ass Tom 7 mit "embed" irgendwelche Fonts der obengenannten Firmen kopiert hätte, die pure Möglichkeit schien ihnen schon zu reichen.

Tom hat natürlich die Electronic Frontier Foundation eingeschaltet, und hofft drauf, davon zu kommen, aber die Bedrohung des DMCA bleibt, selbst bei den einfachsten Programmen.

Ein wenig Zensurgeschichte

Dass Texte der Zeitschrift "Radikal" in Deutschland zensiert werden, hat 1996/97 schon für Aufsehen gesorgt. Seit gestern muß nun der Niederländische Provider XS4ALL auf Geheiß der Deutschen Bahn AG den Zugang zu den Seiten von "Radikal" sperren (siehe dazu Telepolis-Artikel). Es ist jedoch noch nicht das letzte Wort in diesem Fall gesprochen worden. Wir dürfen gespannt sein.

Schon zum ersten Fall schrieb Wau Holland in seiner so süffisanten Art eine kleine Historie der (Presse-)Zensur.

Eine Podiumsdiskussion im Rahmen des Chaos Communication Congresses '96 zeigte, dass sich schon vor Jahren dieselben Personen wie heute in der NRW-Zensurproblematik mit dem Thema beschäftigten.

Pikantes am Rande: In diesem Text steht "Michael Schneider warnte vor den nächsten Aktionen der BAW [Bundesanwaltschaft], die nach den Entscheidungen über Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz (IuKDG) und den Mediendienste-Staatsvertrag bald zu erwarten seien und sicherlich sehr "unangenehm" würden.". Besagter Rechtsanwalt Michael Schneider war derzeilt als Vorstandsvorsitzender des Internet-Wirtschaftsverbandes eco (Electronic Commerce Forum e.V.) und in der deutschen Arbeitsgemeinschaft von Internetprovidern ICTF tätig. Heute ist er Geschäfsführer der Firma "Bocatel" GmbH & Co., die von der Bezirksregierung Düsseldorf mit den Firmen IntraNet GmbH (dessen Gründer Schneider 1996 war), Webwasher und der Universität Dortmund den Auftrag zum Projekt "Filterpilot" erhalten hat.